Was hast du am 6. Juli 2014 gegessen?

Aus dem Stegreif heraus könnte ich die Frage “Was hast du am 6. Juli 2014 gegessen?” nicht so ohne Weiteres beantworten. Du etwa?

Da für mich der 6. Juli 2014 ein ganz normaler, wohl eher bedeutungsloser Tag war, erinnere ich mich nicht mehr daran, was ich an diesem Tag gegessen habe. Glücklicherweise gibt es aber seit sehr, sehr vielen Jahren das Internet und seit einigen Jahren auch die sozialen Medien!

Das kollektive Gedächtnis

Die sozialen Medien sind unser kollektives Gedächtnis. Sie erinnern sich an Dinge, die wir bereits vergessen haben. Sie wissen, wann wir was, an welchem Tag, an welchem Ort, mit wem, zu welcher Uhrzeit gegessen haben.

Sie wissen, wann und worüber wir uns aufgeregt haben, wann wir traurig oder wann wir vor Freude total aus dem Häuschen waren. Sie wissen auch, wann und warum wir irgendjemandem einen bösen Kommentar zu einem Post hinterlassen haben.

Sie wissen, wer unsere Beiträge aus der Begeisterung heraus, aus Schadenfreude, aus Loyalität oder aus Mitleid liked.

Nackt bis auf die Knochen

Wenn man es genau nimmt, wissen die sozialen Medien viel mehr über uns, als wir selbst. Sie wissen sogar mehr als unsere engsten Vertrauten, unsere besten Freunde oder ein Psychater, bei dem wir tagtäglich ein- und ausgehen.

Fasst man all unsere hinterlassenen Daten und Spuren, Likes und Emotionen, Verhaltensweisen und Wohnorte, Bildungsabschlüsse und Grundeinstellungen, Accounts, Shoppingtouren, Lebensereignisse, Beziehungen, Krankheiten, Aktienkäufe, Arbeitgeber, Reisen, Impftermine, politische Vorlieben, Wutausbrüche, Frustbeiträge, Fotos, Videos, Kontoverbindungen, Diskussionen, Ergebnisse aus Quizze und Umfragen usw. plattformübergreifend zusammen, erhält man ein sehr exaktes Bild von jeder einzelnen Person, die in irgendeiner Art und Weise im Internet aktiv ist.

Wir sind alle nur Menschen…

Unsere digitale Auskunftsfreude, unser Mitteilungsbedürfnis, unser Ego, unsere Emotionen und unser Menschsein machen uns nicht nur berechenbar, sondern auch abhängig und angreifbar.

Mit diesen beiden Adjektiven “berechenbar” und “angreifbar” sowie mit den zunehmenden Gefahren durch das sogenannte “Social Engineering”, werde ich mich in den kommenden Wochen intensiv auseinandersetzen und den einen oder anderen Handlungsleitfaden dazu zum Download bereitstellen.

Ach ja, da war doch noch was? Im Gegensatz zu mir weiß Facebook ganz genau, was ich am 6. Juli 2014 gegessen habe: Chili Con Carne : )