Cyberkriminelle erschleichen sich verstärkt das Vertrauen von Kindern, um die Eltern zu betrügen und zu attackieren

Erwachsene sind gegen Internetbetrug mittlerweile doch ein wenig sensibilisiert, wenn sie beruflich oder privat im Netz unterwegs sind. Sie sind bei ihren Onlineaktivitäten vorsichtiger und mißtrauischer geworden. Bei Online-Betrügern kommt das natürlich nicht gut an, weil das wachsende Mißtrauen ihren böswilligen Kampagnen und Betrugsmaschen entgegensteht. Sie verfehlen mit ihren kriminellen Machenschaften immer häufiger ihr Ziel.

Ein Grund, warum Hacker und Online-Betrüger nun einen neuen Weg für sich entdeckt haben, ihre Opfer anzugreifen, ohne sie direkt anzusprechen: Sie erschleichen sich mit raffinierten Social-Engineering-Taktiken das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen, um an sensible Informationen der Eltern zu gelangen.

Zunnahme der Online-Attacken auf Kinder, die eigentlich auf deren Eltern abzielen

Die Nachricht von den zunehmenden Online-Attacken auf Kinder, die letztlich auf deren Eltern abzielen habe ich von Kollegen aus Kenia erhalten. Dort heißt es beispielsweise in dem Nachrichtenmagazin kenyan.co.ke: “Der amtierende Direktor für Cybersicherheit der Kommunikationsbehörde von Kenia (CA), Vincent Ngundi, stellte kürzlich fest, dass Online-Betrüger verstärkt zu Social-Engineering-Taktiken greifen, die nicht auf Erwachsene, sondern auf Kinder abzielen.”

Das leider auch Kinder und Jugendlich im Internet attackiert, belästigt, erpresst und bedroht werden, ist nicht neu. Aber, dass Online-Betrüger sich nun an die Kinder heranmachen, wenn sie bei den Erwachsenen mit ihren Betrugsmaschen keine Treffer erzielen können, ist dann doch neu und mehr als bösartig.

Wie gehen die Cyberkriminellen vor?

Die Betrüger pflegen zu Kindern oft über einen längeren Zeitraum Kontakt. Nachdem sie ihr Vertrauen gewonnen haben bewegen sie sie dazu, Einzelheiten über die Kreditkarten ihrer Eltern preiszugeben.

Die Angreifer scheuen sich auch nicht davor sehr viel Zeit, unter Umständen auch Jahre zu investieren, um das Vertrauen der Kinder durch personalisierte und positive Botschaften zu gewinnen.

Meist beginnt es mit Direktnachrichten über Social-Media-Kanäle, wie zum Beispiel: “Du siehst gut aus auf diesem Bild.” Dann bauen die Betrüger nach und nach eine Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen auf. Sie chatten intensiv über lange Zeiträume mit den Kindern, so dass diese nur schwer glauben können, dass die vertraute, fast schon liebgewonnene Online-Bekanntschaft ihnen schaden würde.

Haben sie das Vertrauen der Kinder gewonnen, übernehmen die Kriminellen oft eine “fürsorgliche” Rolle, indem sie den Kindern und Jugendlichen z. B. immer wieder sagen, dass sie in der Schule hart arbeiten oder Ihre Eltern respektieren sollen. Erst wenn das Vertrauensverhältnis gefestigt ist, schlagen die Betrüger zu. Sie verlangen dann z. B. von den Kindern Einzelheiten über die Kreditkarten ihrer Eltern preiszugeben.

Gibt es ein Mittel gegen diese abscheuliche Betrugsmasche?

Ich wäre sehr froh, wenn ich euch hier ein allgemeingültiges Rezept, eine Software, eine künstliche Intelligenz oder ein Mittel gegen derartige Online-Betrugsmaschen aus dem Hut zaubern könnte. Ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene: Solange wir es bei der Minimierung und Verhinderung von (Cyber-)Gefahren mit Menschen zu tun haben, ist die Wirksamkeit von Gegenmitteln so gut wie unberechenbar.

Was nicht wirkt:

Die Überwachung der Online-Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen ist oft vergebene Müh. Das Aussprechen von Verboten ebenso. Wenn Kinder merken, dass sie überwacht werden, werden sie unglaublich kreativ. Sie umgehen dann einfach sehr clever und smart die Spionagebemühungen ihrer Eltern. Sie finden nahezu immer einen Weg, sich den Überwachungsversuchen unbemerkt zu entziehen.

Was wirken könnte:

Eltern müssen sich in Sachen Cyberabwehr, Social Engineering und neue Technologien wirklich permanent weiterbilden und stets auf dem Laufenden bleiben, damit sie ihren Kindern helfen können. Eine gute Vertrauensbasis zu den Kindern ist dabei das A und das O. Ein spielerisches Miteinander beim gemeinsamen Lernen in Punto Cybersicherheit, Datenschutz und digitale Technologien ist ebenso eine gute Basis um Gefahren zu Minimieren.

Die Verantwortung für Online-Aktivitäten in die Hände von Kindern zu legen, ist eine weitere Möglichkeit Online-Betrügern die Chance auf einen Erfolg zu nehmen. Diese Methode erfordert nicht nur Mut, sondern auch sehr viel Vertrauen. Aber, es könnte wirken!

Wenn du als Erwachsener einem Kind glaubhaft vermittelst, dass du absolut keine Ahnung von dem ganzen Technik-Krams, Social-Media-Gedöns, Algorithmen, TikTok, Privacy, Bots, Chats, Vloggs, Smashen und so’n Zeugs hast und Hilfe brauchst, damit du mit dem Internet zurechtkommst und Betrügern nicht auf den Leim gehst, bin ich mir sicher, dass du in einem Kind einen guten, aufopferungsvollen Lehrer finden wirst, der dir das alles sehr verantwortungsbewußt, geduldig und ausführlich erklären und vermitteln wird.

Ist doch schön, wenn Kinder und Jugendliche anderen Gleichaltrigen in der Schule das Folgende oder Ähnliches erzählen: “Ich muss meinen dämlichen Eltern jeden Tag das Internet erklären. Boah, die haben das echt nicht drauf! Wenn ich nicht wäre, würden die von Online-Betrügern voll abgezockt werden.” ;-)