Unsubscribe als Falle: Warum der Abmeldelink in Spam-Mails zu noch mehr Spam führt

Unsubscribe als Falle: Warum der Abmeldelink in Spam-Mails zu noch mehr Spam führt

Ganz gleich, ob es sich beim Versand von Newslettern oder Produktwerbung um eine Privatperson oder ein Unternehmen handelt: Ohne eine ausdrückliche Einwilligung der Empfängerinnen und Empfänger, stellt E-Mail-Werbung laut § 7 Abs. 2 Nr. 2 UWG eine unzumutbare Belästigung dar. Auch die DSGVO sieht eine vorherige Einwilligung im E-Mail-Marketing vor. Im Art. 7 der DSGVO ist definiert, wie eine Einwilligung rechtskonform umgesetzt werden kann.

Für einen rechtskonformen Versand von Werbung, die DSGVO oder das UWG interessieren sich Spam-Versender allerdings herzlich wenig oder besser gesagt, so ganz und gar nicht. Sie arbeiten mit vielen Tricks, Raffinesse und unlauteren Methoden, um ihren Werbemüll unters Volk zu bringen. Eine bekannte Taktik in der Spam-Welt ist, Spam-Mails mit einem „Unsubscribe“-Link zu versehen.

Mit diesem Trick führen die Spammer Ihre Opfer gerne in die Irre. Denn sie wissen nur allzu gut, dass die genervten Empfängerinnen und Empfänger unerwünschter Spam-Nachrichten glauben, ihr Spam-Problem sei gelöst, wenn sie sich von den nicht bestellten Newslettern und den Werbe-Müll durch einen Klick auf den „Unsubscribe“-Link abmelden. Eine Fehlannahme! Denn die Adressaten erhalten im Anschluß an ihre Abmeldung noch mehr Spam.

Die dunklen Tricks der Spammer – Warum der Klick auf “Unsubscribe” deine E-Mail-Adresse noch wertvoller macht

Der „Unsubscribe“-Link in Spam-E-Mails ist ein Werkzeug für Spammer, um wertvolle Daten zu sammeln, E-Mail-Adressen zu bestätigen und die Interaktionen bzw. Kampagnen zu optimieren. Nutzer sollten sich bewusst sein, dass ein Klick auf solche Links meist mehr schadet als hilft.

1. Verifizierung der E-Mail-Adresse

Der „Unsubscribe“-Link in Spam-Mails dient oft als Methode, um zu überprüfen, ob eine E-Mail-Adresse aktiv genutzt wird. Wenn jemand auf „Unsubscribe“ klickt, bestätigt er indirekt, dass die Adresse gültig ist und verwendet wird. Dadurch erkennen die Spammer, dass sie mit einer echten, aktiven Adresse arbeiten. Anstatt die Adresse zu entfernen, kann der Spammer diese dann als wertvoller einstufen und noch häufiger mit Spam bombardieren – oder sie ggf. auch weiterverkaufen.

2. Weiterverkauf an andere Spam-Netzwerke

Eine E-Mail-Adresse, die auf „Unsubscribe“ klickt, wird oft an andere Spammer verkauft oder weitergegeben, da sie als „aktives Ziel“ gilt. Das führt dazu, dass die Anzahl der Spam-Mails tatsächlich ansteigt. Durch den Klick wird die E-Mail-Adresse als „verifiziert“ markiert und kann an Netzwerke verkauft werden, die ebenfalls an gezielten Spam-Kampagnen interessiert sind.

Der „Unsubscribe“-Link ist nicht mit einer echten Austragungsliste verknüpft, sondern lediglich ein Täuschungsmanöver, um Klicks zu generieren. Solche Links führen oft zu einer „Bestätigungsseite“, aber die E-Mail-Adresse wird nicht wirklich ausgetragen. Stattdessen bleibt der Nutzer weiterhin auf der Spam-Liste, und manchmal erhöht sich die Spam-Frequenz sogar.

4. Psychologische Taktik: Hoffnung auf weniger Spam

Viele Empfänger klicken auf „Unsubscribe“, weil sie die Hoffnung haben, dass sie durch einen Klick von unerwünschten Nachrichten verschont bleiben. In Wahrheit ermutigt dieses Verhalten Spammer weiterzumachen. Nutzer, die versuchen, sich abzumelden, signalisieren durch diesen Versuch eine Frustration, die Spammer als Anreiz sehen, weiterhin Nachrichten zu senden. Denn wenn der Nutzer trotzdem weiterhin Spam erhält, könnte er nach einiger Zeit schlicht resignieren und die Nachrichten ignorieren statt sie zu blockieren oder als Spam zu markieren. Diese Methode wird oft verwendet, um Nutzer psychologisch „abzustumpfen“ und ihre Bereitschaft, sich aktiv gegen Spam zu wehren, zu senken.

5. Umgehung durch „stille Abmeldung“

Manchmal nutzen Spammer „stille Abmeldungen“ (silent unsubscribe), bei denen die Abmeldung scheinbar erfolgreich ist, die E-Mail-Adresse jedoch im Hintergrund nur von einer bestimmten Liste entfernt wird. In anderen Listen bleibt die Adresse jedoch bestehen. Der Nutzer merkt dann nicht, dass er nur von einem Teil des Spams abgemeldet wurde, während andere Quellen ihn weiter kontaktieren. Dies führt oft zu Verwirrung und dem Gefühl, dass die Abmeldung überhaupt nicht funktioniert hat.

6. Vermeidung rechtlicher Konsequenzen

Viele Spam-Versender geben vor, eine echte Abmeldefunktion anzubieten, um den gesetzlichen Anforderungen zumindest oberflächlich zu entsprechen. In den meisten Ländern gibt es strikte Regeln für Werbe-Mails (wie den CAN-SPAM Act in den USA oder die DSGVO in der EU), die verlangen, dass E-Mails eine Abmeldemöglichkeit enthalten. Indem sie einen „Unsubscribe“-Link einfügen, der oft nur zur Show da ist, können sich die Spammer in einer rechtlichen Grauzone bewegen und behaupten, sie hätten eine Abmeldefunktion angeboten.

7. Nutzer werden als „inaktiv“ markiert, aber nicht gelöscht

In manchen Fällen deaktivieren Spammer die E-Mail-Adresse einfach für eine Weile oder markieren sie als „inaktiv“, statt sie vollständig zu löschen. Dadurch kann der Empfänger nach einiger Zeit wieder in eine neue Kampagne aufgenommen werden. Diese Methode stellt sicher, dass Adressen nicht „verloren gehen“, sondern nur vorübergehend aus dem aktiven Versand genommen werden und später erneut verwendet werden können.

8. Künstliche Senkung der Zustellrate, um „schwarze Listen“ zu umgehen

Ein Trick von Spammern besteht darin, sich durch ein gezieltes Anpassen ihrer Zustellrate vor Blacklisting zu schützen. Manche „Unsubscribe“-Links setzen lediglich eine Pause für die Adresse, die als vermeintliche Abmeldung interpretiert wird, bevor die Spam-Mails in niedrigeren Intervallen erneut zugestellt werden. Dadurch kann die Rate der zugestellten Nachrichten kontrolliert werden, um den Spam-Filter zu umgehen und nicht auf Blocklisten zu landen.

Ein „Unsubscribe“-Link kann auch als Phishing-Taktik genutzt werden. Anstatt die E-Mail-Adresse aus der Liste zu entfernen, führt der Link den Nutzer auf gefälschte Webseiten, die Informationen stehlen oder Malware verbreiten. Viele Spammer locken Empfänger so auf Seiten, die den Anschein eines legitimen „Unsubscribe“-Prozesses erwecken, aber tatsächlich persönliche Daten (wie E-Mail-Passwörter, Kontodaten oder andere sensible Informationen) abgreifen.

10. Erhöhung der „Bounce-Rate“ und Aufnahme in eine Liste für gezielte Kampagnen

Einige Spammer testen aktiv, welche E-Mail-Adressen nicht mehr gültig sind oder welche als „Bounces“ zurückkommen, d. h., von denen sie keine Rückmeldung erhalten. Wer auf den „Unsubscribe“-Link klickt, wird in eine separate Liste von aktiven Nutzern aufgenommen, die für besonders aggressive Kampagnen genutzt werden können. Diese gezielte Ansprache erhöht den potenziellen Erfolg für Spammer.

11. Techniken zur Datenanreicherung („Data Enrichment“)

Die Klicks auf einen „Unsubscribe“-Link können auch genutzt werden, um zusätzliche Daten zu sammeln und die Profile der Nutzer zu bereichern. Mit Hilfe von Analysetools und Tracking-Techniken können Spammer erkennen, wann und wo der Link geklickt wurde, welches Gerät verwendet wurde, die IP-Adresse ermitteln und gegebenenfalls den Standort des Empfängers bestimmen.

Diese „Technik“ nennt man „Data Enrichment“. Sie erlaubt Spammern, ihre Marketingtaktiken zu verfeinern und zukünftige Spam-Nachrichten noch gezielter zu gestalten. Diese Daten sind besonders wertvoll, da sie eine genauere Segmentierung und gezieltere Spam-Kampagnen ermöglichen. Durch die Identifikation von Nutzergruppen und deren Verhalten können Spammer ihre Strategie optimieren und gezielter Werbung schalten.

12. Verwirrung durch den Einsatz mehrerer Marken und Absender

Manche Spammer verwenden unterschiedliche Absenderadressen und Marken, um vorzutäuschen, dass der Empfänger von verschiedenen Unternehmen kontaktiert wird. Ein „Unsubscribe“-Klick entfernt dann vielleicht nur eine der „Marken“ aus der Liste, während die anderen weiterhin Spam versenden. Die Verwirrung und die Vielfalt der Absender sorgt dafür, dass der Empfänger sich nicht vollständig abmelden kann, da er durch die verschiedenen Identitäten ständig neue Mails erhält.

13. Experimentelle „Follow-up“-Kampagnen nach dem „Unsubscribe“

Spammer analysieren oft, wie Empfänger auf Abmeldeversuche reagieren, und starten dann sogenannte „Follow-up“-Kampagnen. Hierbei handelt es sich um speziell gestaltete Nachrichten, die direkt auf Nutzer abzielen, die sich zuvor abmelden wollten. Diese E-Mails können zum Beispiel gezielt mit emotionalen Reizen („Letzte Chance!“) oder exklusiven Angeboten spielen, um das Interesse erneut zu wecken und die Person trotz ihrer Abmeldung doch wieder zu aktivieren.

Der „Unsubscribe“-Link, der eigentlich zum Schutz der Nutzer in jede Werbe-E-Mail eingebaut werden sollte, hat sich für Spammer und Phisher längst als profitables Werkzeug erwiesen. Statt Empfänger wirklich von der Verteilerliste zu entfernen, setzen Kriminelle und zweifelhafte Werbetreibende diese Links ein, um E-Mail-Adressen zu verifizieren, aktive Nutzer zu identifizieren und wertvolle Daten zu sammeln.

Jeder Klick auf den vermeintlichen Abmelde-Link liefert Informationen, die den Geldwert einer E-Mail-Adresse erheblich steigern können. Diese perfide Methode erlaubt es Spammern, gezielte Kampagnen effizienter zu gestalten und die Wahrscheinlichkeit für profitable Interaktionen zu erhöhen.

Der harmlose „Unsubscribe“-Klick verwandelt sich so in eine versteckte Einnahmequelle – und die E-Mail-Flut reißt für die Empfänger oft nicht ab, sondern wird sogar intensiver.

1. Verifizierung und Verkauf „aktiver“ Adressen

E-Mail-Adressen, die auf „Unsubscribe“-Links klicken, werden oft als wertvoller und teurer gehandelt. Eine bestätigte, „aktive“ Adresse kann im Vergleich zu einer unbestätigten deutlich mehr wert sein. Spammer können diese Listen dann an andere Akteure weiterverkaufen, die auf zuverlässige, aktive E-Mail-Adressen aus sind. Dies ist besonders attraktiv für Unternehmen, die in „Lead Generation“ investieren – also daran interessiert sind, potenzielle Kunden zu gewinnen.

2. Gezielte Marketing-Kampagnen mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit

Durch das Sammeln von Daten aus „Unsubscribe“-Klicks lässt sich ein genaues Profil der Empfänger erstellen. Dies ermöglicht extrem gezielte Werbung mit höherer Wahrscheinlichkeit auf Interaktion. Wenn Empfänger auf eine Spam-Nachricht klicken, zeigt das Interesse und wird als Signal genutzt, dass eine gezielte Ansprache profitabler sein könnte. Spammer und Betrüger können so ihre eigenen Kampagnen optimieren und dadurch die Konversionsrate erhöhen, was den Umsatz deutlich steigern kann.

3. Gewinn aus Phishing und Identitätsdiebstahl

In Phishing-Mails, bei denen der „Unsubscribe“-Link als Köder genutzt wird, erzielen Kriminelle direkten finanziellen Nutzen. Wenn ein Nutzer persönliche Informationen preisgibt oder Zugriff auf sensible Daten gewährt, ermöglicht dies Identitätsdiebstahl oder direkten Zugriff auf Finanzdaten. Solche Informationen können entweder für eigene kriminelle Zwecke genutzt oder auf dem Schwarzmarkt verkauft werden

4. „Unsubscribe“-Taktiken in der Grauzone des Direktmarketings

E-Mail-Marketing an große Empfängerlisten, die eigentlich nicht „opt-in“ sind, ist in vielen Ländern verboten oder stark reguliert. Die durch den „Unsubscribe“-Link gesammelten Informationen ermöglichen es jedoch, spezifische Gruppen und verhaltensbasierte Marketingsegmente zu erstellen, die dann teils auch im legalen Direktmarketing verwendet werden können. Gerade in Grauzonen wie Kryptowährungen oder unseriösen Finanzangeboten ist dieser Zugang zu aktiven E-Mails besonders wertvoll

Für professionelle Spammer ist die Unsubscribe-Funktion eine Möglichkeit, Zielgruppen zu filtern, Klicks zu generieren, wertvolle Daten zu sammeln und Einnahmen zu generieren, während die Empfänger vergeblich die Hoffnung haben, sich von diesem lästigen Werbe-Müll zu befreien.

Der sicherste Weg, um Spam-Mails zu entgehen, ist, nicht auf „Unsubscribe“-Links zu klicken und stattdessen die E-Mails als Spam zu markieren, in den Spam-Ordner zu verschieben und sie anschliessend zu löschen.



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