Docker-Alternativen (Open-Source, ohne Accountzwang)

Docker hat sich in der Softwareentwicklung als beliebtes Werkzeug etabliert, das häufig empfohlen wird und für viele Anwendungen unverzichtbar ist. Doch die damit verbundenen datenschutzrechtlichen und sicherheitstechnischen Bedenken sind nicht zu ignorieren. Die Notwendigkeit, einen Docker-Account einzurichten, verstärkt das Gefühl der Abhängigkeit von einem zentralisierten Service. Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich die Frage, ob es wirklich notwendig ist, in einer Umgebung zu arbeiten, die potenziell sensible Daten gefährdet.

In diesem Artikel beleuchten wir die kritischen Aspekte von Docker und präsentieren sicherere, freie und datenschutzfreundlichere Alternativen:

Was ist Docker?

Docker ist eine Plattform zur Containerisierung, die es Entwicklern ermöglicht, Anwendungen in isolierten Umgebungen – sogenannten Containern – zu erstellen, zu testen und bereitzustellen. Diese Container sind leichtgewichtig und enthalten alle notwendigen Komponenten, um eine Anwendung auszuführen, einschließlich Code, Laufzeit, Bibliotheken und Abhängigkeiten.

Wie funktioniert Docker?

Docker nutzt eine Client-Server-Architektur, bei der der Docker-Client mit dem Docker-Daemon kommuniziert, um Containersysteme zu erstellen, zu starten und zu verwalten. Der Docker Daemon verwaltet Container, Bilder und Netzwerke und führt die Container auf dem Host-System aus.

Was sind Vorteile von Docker?

Portabilität: Docker-Container können auf verschiedenen Plattformen (z. B. lokal, in der Cloud) betrieben werden, ohne dass Anpassungen notwendig sind.
Isolation: Anwendungen in Containern sind voneinander isoliert, wodurch Konflikte zwischen Abhängigkeiten minimiert werden.
Ressourcenschonend: Container benötigen weniger Ressourcen als traditionelle virtuelle Maschinen.
Schnellere Entwicklung: Durch die Wiederverwendbarkeit von Containern können Entwicklungs- und Testzyklen beschleunigt werden.

Welche Risiken sind mit Docker verbunden?

Sicherheitsbedenken: Container können Schwachstellen enthalten, die das Host-System gefährden.
Abhängigkeit von zentralisierten Diensten: Einige Docker-Funktionen erfordern die Anmeldung bei Docker-Hub oder ähnlichen Diensten, was datenschutzrechtliche Bedenken aufwirft.
Komplexität: Die Verwaltung von Container-Orchestrierung und -Netzwerk kann komplex werden, insbesondere in großen Umgebungen.

In welchen Szenarien wird Docker am häufigsten verwendet?

Docker wird häufig in der Softwareentwicklung eingesetzt, um Anwendungen lokal zu testen, Continuous Integration/Continuous Deployment-Pipelines zu unterstützen und microservicesbasierte Architekturen zu implementieren. Es wird auch von Unternehmen genutzt, die Skalierbarkeit und einfache Bereitstellung in Cloud-Umgebungen benötigen.

Docker hat sich zwar als Quasi-Standard für die Containerisierung etabliert, bringt jedoch einige ernsthafte Probleme mit sich – insbesondere in den Bereichen:

  • Datenschutz (z. B. durch das automatische Herunterladen von Images von Docker Hub)
  • Zentralisierung (Vendor Lock-in, Account-Zwang)
  • Sicherheitsrisiken (Images aus fragwürdigen Quellen, root-Rechte etc.)
  • Komplexität bzw. Zwang zu einer bestimmten Infrastruktur

Einschränkung der Unabhängigkeit durch Accountzwang

Ein zentraler Kritikpunkt ist der bestehende Zwang zur Einrichtung eines Docker-Accounts, um auf zentrale Dienste wie den Docker Hub oder bestimmte Images zugreifen zu können. Dieser sogenannte Accountzwang wird von vielen Entwicklerinnen und Entwicklern als Einschränkung der Unabhängigkeit wahrgenommen. Während Docker ursprünglich als Open-Source-Projekt mit dem Ziel angetreten war, Container-Technologien frei und dezentral nutzbar zu machen, hat sich das Ökosystem mittlerweile stark in Richtung einer plattformgebundenen, zentral verwalteten Infrastruktur entwickelt. Dadurch entsteht eine wachsende Abhängigkeit von Docker Inc. als Anbieter, was im Hinblick auf digitale Souveränität und langfristige Planung problematisch sein kann.

Datenübermittlung in Drittländer

Mit der Erstellung eines Docker-Accounts werden personenbezogene Daten – etwa Name, E-Mail-Adresse und Nutzungsverhalten – an Docker Inc. übermittelt. Da das Unternehmen seinen Sitz in den USA hat, stellt sich unweigerlich die Frage nach der Rechtsgrundlage für die Datenübermittlung in Drittländer im Sinne der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Trotz des „EU-US Data Privacy Framework“ bleibt die datenschutzkonforme Verarbeitung personenbezogener Daten außerhalb der EU ein sensibles und rechtlich komplexes Thema. Ausserdem ist unklar, in welchem Umfang Docker Inc. Nutzungsdaten auswertet, speichert oder weiterverarbeitet – insbesondere im Hinblick auf Telemetrie und Nutzungsstatistiken. Diese Intransparenz kann in Behörden, Bildungseinrichtungen oder Unternehmen mit hohen Compliance-Anforderungen zu Problemen führen.

Sicherheitsrisiken

Der Docker Hub dient als zentrale Plattform für Millionen von Container-Images, die von Einzelpersonen, Unternehmen oder Communities bereitgestellt werden. Diese Offenheit ist einerseits ein Vorteil, birgt andererseits aber erhebliche Sicherheitsrisiken. Immer wieder werden kompromittierte oder manipulierte Images entdeckt, die Schadsoftware oder Hintertüren enthalten – ein klassischer Fall von Supply-Chain-Angriffen. Auch offizielle Images sind nicht automatisch sicher, da sie regelmäßig aktualisiert und auf bekannte Sicherheitslücken überprüft werden müssen. Hinzu kommen Risiken durch unsichere Konfigurationen, fehlerhafte Netzwerkfreigaben oder übermäßig privilegierte Container, die Angreifern einen Einstiegspunkt bieten können.

Zusätzlich führt die Abhängigkeit von der zentralen Docker-Infrastruktur zu einem Single Point of Failure: Fällt der Docker Hub aus oder werden Zugänge gesperrt, kann dies den Zugriff auf essenzielle Images und Deployments blockieren. Für sicherheitskritische Umgebungen ist dieser Grad an Fremdabhängigkeit kaum akzeptabel.

Die Nutzung von Docker bietet erhebliche Effizienz- und Flexibilitätsvorteile, aber gleichzeitig bringt sie rechtliche Unsicherheiten und sicherheitstechnische Schwachstellen mit sich. Angesichts steigender Anforderungen an Datenschutz, Compliance und IT-Sicherheit stellt sich daher die Frage, ob der Einsatz von Docker verantwortbar ist – oder ob dezentrale, datenschutzfreundlichere Alternativen wie Podman, Buildah oder Singularity eine nachhaltigere Option darstellen.

Alternativen zu Docker

Hier sind einige freie, datenschutzfreundlichere und sicherere Alternativen zu Docker, die du je nach Anwendungsfall nutzen kannst (die Liste der Alternativen werden wir nach und nach erweitern):

Podman – Docker ohne Daemon und ohne Root

Podman ist eine Open-Source-Container-Engine von Red Hat (und Community), die vollständig OCI-kompatibel ist.

  • 100 % kompatibel zu Docker CLI (alias docker=podman)
  • Kein zentraler Daemon, somit sicherer
  • Läuft ohne Root-Rechte
  • Images können lokal gehalten werden, kein Docker Hub-Zwang
  • Datenschutzfreundlich und kompatibel mit Systemd, für Server und Desktop geeignet

Link: https://podman.io

Buildah – Alternative für das Erstellen von Container-Images

Buildah funktioniert auf verschiedenen Linux-Distributionen, wird aber derzeit nicht für Windows oder Mac unterstützt. Buildah ist hauptsächlich auf die Erstellung von OCI-Images spezialisiert, während Podman einen breiteren Satz an Befehlen und Funktionen bietet, die die Wartung, Modifizierung und Ausführung von OCI-Images und -Containern erleichtern.

  • Ergänzung zu Podman (Entwickler: Red Hat)
  • Erlaubt sehr feingranulares Erstellen von Container-Images
  • Kein Daemon, keine Root-Rechte nötig
  • Ideal, wenn du Container bauen willst

Link: https://buildah.io

containerd / nerdctlContainer-Laufzeitumgebung mit Schwerpunkt auf Einfachheit, Robustheit und Portabilität

containerd ist eine von der Cloud Native Computing Foundation (CNCF) betreute Runtime, die auch von Docker verwendet wird. nerdctl ist ein CLI-Werkzeug, das ähnlich wie Docker CLI funktioniert und auf containerd aufsetzt.

  • Ermöglicht volle Kontrolle und Austauschbarkeit der Komponenten.
  • Einsatzgebiet: Wenn man möglichst „nackte“ Container-Engine will mit minimalem Overhead – z. B. in der Cloud oder spezialisierten Umgebungen.
  • Weniger komfortabel im Vergleich zu einer voll integrierten Lösung wie Docker (z. B. fehlt GUI, viele Zusatztools).
  • Eher für erfahrene Nutzer und Nutzerinnen bzw. Spezialfälle.

Link: https://containerd.io

LXC / LXD – Lightweight Linux-Container

LXC (Linux Containers) und LXD (Erweiterung) sind Container-Technologien, die ganze Systeme/OS-Container abbilden.

  • Echte Systemcontainer (anders als Docker, das Prozesscontainer nutzt)
  • Gute Isolation auf Systemebene, geeignet wenn mehrere Prozesse oder sogar ganze OS-Umgebungen innerhalb des Containers laufen sollen.
  • Gut für Szenarien, in denen Docker-Paradigmen nicht passen (z. B. lang laufende Anwendungen, komplexe Umgebungen).
  • Unterstützt Snapshots, Migration, Netzwerkisolation
  • Etwas komplexer, aber sehr mächtig

Link: https://linuxcontainers.org

Nix / NixOS / Nixpkgs – Reproduzierbare Umgebungen ohne Container

Nix ist ein Tool für Paketverwaltung und Systemkonfiguration. Nix erstellt Pakete unabhängig voneinander. Dadurch wird sichergestellt, dass sie reproduzierbar sind und keine unerkannten Abhängigkeiten aufweisen. Wenn ein Paket also auf einem Rechner funktioniert, funktioniert es auch auf einem anderen.

  • Ein anderer Ansatz mit Paket- und Konfigurationsmanagement mit Reproduzierbarkeit im Fokus
  • Bietet auch isolierte Laufzeitumgebungen (nix-shell, nix develop)
  • Super für DevOps, Build-Systeme, datenschutzfreundlich

Link: https://nixos.org

systemd-nspawn – Minimalistische Container mit systemd

Anstatt zu beschreiben, wie man Images mit Dockerfiles erstellt und vorgefertigte, schreibgeschützte Images mit ausführbarer Software verteilt, wird systemd-nspawn mit einem beschreibbaren Root-Dateisystem verwendet und funktioniert ähnlich wie eine virtuelle Maschine.

  • In systemd eingebaut, keine Drittsoftware
  • Läuft in Containern, ähnlich wie chroot oder lxc

Links: https://www.freedesktop.org/software/systemd/man/latest/systemd-nspawn.html, https://www.freedesktop.org/wiki/Software/systemd/ContainerInterface

Distrobox – Für Desktop-Nutzer

  • Baut auf Podman oder Docker auf, aber macht es komfortabler
  • Läuft Linux-Distributionen als Container (z. B. Fedora, Arch, Ubuntu)
  • Sehr gut für Entwickler, die saubere Umgebungen wollen
  • Datenschutzfreundlicher, wenn man es mit Podman nutzt

Link: https://distrobox.privatedns.org

Alternativen zum Docker Hub:

Falls du trotzdem Images nutzen möchtest, aber Docker Hub vermeiden willst:

  • Quay.io (von Red Hat, datensparsamer)
  • GitHub Container Registry
  • Selbst gehostetes Container-Registry via z. B. Harbor, https://goharbor.io

Wenn du eine möglichst freie, sichere und datenschutzfreundliche Alternative suchst, würde ich dir diese Reihenfolge empfehlen:

  1. Podman (als Docker-kompatibler Ersatz, ohne Account-Zwang)
  2. LXC/LXD (für komplexere Containerisierung mit System-Isolation)
  3. Nix (wenn es dir vor allem um reproduzierbare Entwicklungsumgebungen geht)

Special: Apptainer (Singularity)

Singularity (bzw. heute: Apptainer) ist eine Alternative, besonders im Bereich Sicherheit, Datenschutz und wissenschaftliches Computing.

Singularity / Apptainer – für sichere, portable Container ohne Docker-Zwang

  • Zielgruppe: HPC (High Performance Computing), Forschung, Universitäten, sensible Umgebungen
  • Fokus: Sicherheit, Reproduzierbarkeit und Portabilität
  • Läuft ohne Daemon, ohne Root-Zugang für Nutzer
  • Kein Account-Zwang, kein Docker Hub nötig
  • Unterstützt auch das Ausführen von OCI/Docker-Images (ohne Docker selbst zu brauchen)
  • Kann Container als einfache .sif-Dateien speichern und offline weitergeben

Stark auf Datenschutz und kontrollierte Ausführung ausgelegt.

Vorteile von Singularity / Apptainer

  • Keine versteckten Datenströme oder Cloud-Zwang
  • Container können signiert und verifiziert werden (wichtig für Integrität!)
  • Läuft in abgeschotteten Umgebungen (z. B. Supercomputern)
  • Images sind normale Dateien → leicht versionierbar, übertragbar, überprüfbar
  • Kein zentraler Dienst nötig → ideal für Systeme ohne Systemdienste oder mit hoher Kontrolle

Offizielle Seite

Technische Unterschiede zu Docker

MerkmalDockerSingularity / Apptainer
Root-Rechte nötigJa (Daemon)Nein (für User-Ausführung)
Images portableNur eingeschränktJa, .sif Datei
SicherheitKritisch (Root-Daemon etc)Sehr hoch
Account-PflichtJa (für Docker Hub)Nein
Cloud-AbhängigkeitJa (Standardmäßig)Nein
Desktop geeignetMittelJa (wenn man CLI nutzt)
Server geeignetJaJa

Singularity / Apptainer ist eine exzellente Lösung, wenn du:

  • maximalen Datenschutz und Sicherheit willst
  • keine Accounts oder Cloud-Zwang willst
  • deine Container wirklich kontrollieren willst
  • in sensiblen oder regulierten Umgebungen arbeitest

Vergleichstabelle: Open-Source-Alternativen zu Docker

ToolLizenz / HerkunftAccountzwangAbhängigkeitSicherheitKompatibilität PlattformenEinsatzbereichVorteile
PodmanApache 2.0 / Red Hat & CommunityNeinDezentral, lokal installierbarRootless Mode, daemonlos, SELinux/AppArmor-IntegrationHoch (Docker-CLI kompatibel)Linux, Windows (WSL), macOSEntwicklung & Produktion ohne zentralen DienstCLI fast identisch mit Docker, hohe Sicherheit durch Rootless Betrieb
BuildahApache 2.0 / Red Hat & CommunityNeinVollständig lokalKeine dauerhafte Engine nötig, Images manuell kontrollierbarTeilweise (nur Image-Builds)LinuxImage-Erstellung, CI/CD PipelinesIdeal für sichere, reproduzierbare Builds ohne Daemon
containerd + nerdctlApache 2.0 / CNCFNeinModular & offen, keine CloudbindungMinimaler Angriffsvektor, in Kubernetes etabliertHoch (Docker-ähnliche CLI mit nerdctl)Linux, WindowsProduktionsumgebungen, Cloud & OrchestrierungWird direkt in Kubernetes & Cloud-Stacks genutzt
LXC/LXDApache 2.0 / Linux Foundation (Canonical)NeinVollständig selbstverwaltetSystem-Container-Isolation, Kernel-NamespacesGering (anderes Paradigma)Linux (teilweise Windows via WSL)Systemcontainer, VM-ähnliche UmgebungenEffiziente Alternative zu VMs, sehr stabile Isolation
Apptainer / SingularityBSD / Linux FoundationNeinLokal & dezentralBenutzerbasierte Ausführung, keine Rootrechte nötigTeilweise (kann Docker-Images importieren)LinuxWissenschaft, HPC, ForschungHohe Reproduzierbarkeit, HPC-optimiert

Die Auswahl der richtigen Alternative zu Docker hängt stark von den individuellen Anforderungen und Prioritäten ab. Optionen wie Podman bieten eine daemonlose und daher weniger zentralisierte Lösung, während LXC/LXD Entwicklern mehr Kontrolle über die Containerumgebung ermöglichen.

Jedes dieser Tools bringt eigene Vorzüge und Herausforderungen mit sich, aber sie alle teilen das Ziel, eine sicherere und datenschutzfreundlichere Containerisierung zu gewährleisten. Durch die Berücksichtigung dieser Alternativen kannst du nicht nur deine Produktivität steigern, sondern auch das Risiko von Datenschutzverletzungen und Sicherheitslücken reduzieren.

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